Jahresausflug in den Nationalpark Nordschwarzwald (2014)

06.07.2014:
Der diesjährige Jahresausflug der BUND-Ortsgruppe führte zum Nationalparkzentrum Ruhestein im Nationalpark Schwarzwald. Seit der Gründung des ersten Nationalparks in Baden-Württemberg am 1.1.2014, den "Nationalpark Schwarzwald" ist das alte Naturschutzzentrum Ruhestein zum vorläufigen Nationalparkzentrum geworden.
Auf dem Programm stand eine gut 4-stündige Führung vom Nationalparkzentrum zur Kernzone des Nationalpark durch den ältesten Bannwald Baden-Württembergs am "Wilden See". Dieses Gebiet wurde schon 1911 zum Bannwald erklärt, seitdem fanden dort keine menschlichen Eingriffe mehr statt, so dass hier schon beobachten kann, wie sich der Wald ohne menschliches Zutun entwickelt.
Bei der Führung erhielten wir vielfältige Informationen über die Konzeption des Nationalparks, den derzeitigen Stand und die zukünftige Entwicklung:
Der Nationalpark gliedert sich in drei Zonen:
  • die Kernzone, in der schon jetzt keine Eingriffe mehr vorgenommen werden außer Maßnahmen, die wegen der Verkehrssicherungspflicht unumgänglich sind. Zu dieser Zone gehört unter anderem der Bannwald "Wilder See".
  • die Entwicklungszone, in der momentan noch forstliche Maßnahmen durchgeführt werden, um die Entwicklung zum Urwald von morgen zu fördern.
  • die Managementzone, ein 500m breiter Streifen am Rande des Nationalparkgebietes, in welchem vor allem durch das "Borkenkäfer-Management" die Ausbreitung des Borkenkäfers in die angrenzenden Wirtschaftswälder verhindert werden soll.

Blick vom Nordschwarzwald bis zum Südschwarzwald
Während der Borkenkäfer in Wirtschaftswäldern, die vor allem aus reinen Fichtenwäldern bestehen, erheblichen Schaden anrichten kann, ist er in artenreichen Mischwäldern ein "Struktur-Schaffer", der durch Befall einzelner Fichten diese zum Absterben bringt, Die toten Bäume bieten zunächst Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, insbesondere für verschiedene Spechtarten - besonders hervorzuheben ist hier der sehr seltene Dreizehenspecht, der im Nationalpark vorkommt. In den alten Spechthöhlen finden dann als Nachfolger verschiedene Höhlenbrüter und -bewohner Nistmöglichkeiten und Behausungen, so unter anderem der seltene Sperlingskauz. Fallen die Bäume dann um, so bildet deren Totholz einen wichtigen Lebensraum für unterschiedliche Pilze, Insekten und andere Tiere, die auf das Totholz angewiesen sind und in einem normalen Wirtschaftswald ohne Alt- und Totholz nicht vorkommen können. Außerdem entstehen Lichtungen und Freiflächen mit Heidelbeervegetation, die ein wichtiges Strukturelement z.B. für die Auerhühner darstellen.

Das Alt- und Totholz spielt eine ganz herausragende Rolle für die Artenvielfalt und konnte während der Führung im Bannwald direkt beobachtet werden.

Interessante Informationen erfuhren wir auch über das Auerhuhn, welches im Nordschwarzwald mit einer Populatioin von ca. 400 Individuen vertreten ist, über seine Ansprüche an den Lebensraum, seine Bedrohungen insbesondere auch durch das Verhalten der Menschen durch Störung während der Brut- und Aufzuchtphase, aber auch durch Störungen im Winter, die mit einem enormen Enegrieverbrauch der Auerhühner verbunden sind, der dann durch die nur spärlich vorhandene Nahrung nicht ausgeglichen werden kann. Deswegen dürfen die Wege im Nationalpark auf keinen Fall verlassen werden, das Pflücken von Heidelbeeren ist untersagt, Hunde müssen unbedingt an der Leine geführt werden, Feuermachen und Übernachten/Zelten ist verboten, eigentlich Selbstverständlichkeiten in einem Naturschutzgebiet.

Neben dem Bannwald spielen auch die Grinden, die durch frühere Almbeweidung entstandenen Freiflächen auf den Berggipfeln mit einer ganz eigenen Pflanzen- und Tierwelt eine wichtige Rolle im Nordschwarzwald und im Nationalpark. Deshalb werden diese Flächen durch ein Beweidungskonzept mit zwei Wanderschäfern in ihrer Struktur erhalten.

Weitere Informationen über den Nationalpark erhält man auf der Seite Nationalpark Schwarzwald.
 

Bildergalerie

 
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